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Verse X
Aus den Liedern des
betrunkenen Schuhus
Im Kirchturm
1 Was die Gelehrten reden, ist nur Kohl, Denn
eine taube Nuss ist ihr Symbol, Wie diese ist ihr Schädel hohl,
Der Schweine Leder ihr Idol - Der Weise weihet sich dem Alkohol.
Bim, bim, bim, bim, Bin bös, bin schlimm, Kommen gelaufen
und ärgern einen. Immer sind sie auf den Beinen, Mag's nun regnen,
mag die Sonne scheinen, Und ist ein Gegröhle, ein
Weihrauchgestänker, Hol' sie der Henker!
Sonst ist alle Zeit
Hier oben Einsamkeit, Denn der früher hier heraufgekrochen,
Hat den Hals gebrochen. Wie ich im Nu - kiwitt, kiwitt, Geh' mit,
geh' mit - Den letzten Rum gestohlen, War er noch da, sich Schnaps zu
holen.
Gluck, gluck, - Dann tat es puck! Im Turmgebälk und
Branntewein, Da muss man schon ein Schuhu sein. Nachts lassen sie mich
hier in Ruh', Und wenn sie dann die Klöppel schwingen, Die
dröhnenden Dinger wie Donner singen, Da seh' ich zu Und
schlürf' in langen Zügen Aus allen meinen Krügen Kognak,
Korn und Aquavit Und habe mein Vergnügen. Wenn wohle Glut die
Nacht bezieht, Das ist mir mehr wie Morgenrot, Und morgen sind viel
Häuser tot. Grgsgi, Der Teufel hole sie! Dreck! Komm,
Karlineken, komm, Mach' mich fromm, Dass ich in den Himmel komm!
2 Des Urwalds Riesen splittern In Nacht durchflammenden
Gewittern. Es heult wie Knäul von dem Wirt geschoben, Auf stillen
Straßen mit wilden Messern toben; Dann bin ich in meinem Element,
In meinen Augen einsam brennt Das Menschen hassende Temperament
Melancholie. Das düstere Gestirn Genie Flammt Verdammt
In meinen zwei Pupillen. Donner groß und hoch der wilde Willen.
Peter Hille (1854-1904) |
Über das
Heulen von Eulen
.Eva Rechlin
Das
Gedicht findet ihr auf der >>> Kinderreimeseite
(aus
Copyrightgründen möchte ich es an dieser Stelle nicht
veröffentlichen)
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Die Eule und ich
Eine Eule hat herübergelacht über den Fluß,
Und es tanzte die Nacht erschreckt auf einem Fuß. Die
Fenstergardinen bewegten sich sacht, Ein Schatten hat sich über meinen
Rücken gestreckt. Es hat mir der Eule Nachtgelächter die Haare
wachsen gemacht, Als hätten frischgegrabene Gräber laut gelacht,
Als würde die ganze Erde unter Gewieher und Geheule Zu einer
mächtig dunklen Rieseneule. Ihre Flügel waren das Finster
draußen, Und bei ihrem Sausen verdorrten die Flammen der
Kerzen.
Alle Schlafenden setzten sich auf in ihrem Bette, Alle
Träume und Liebesgedanken wurden Skelette Und umtanzten die Eule mit
Seufzen und Grausen. Aber dann fiel es mir glücklich ein,
Daß auch die Eulenherzen nach Liebe schrein, Sie fühlen wie
Menschen der Sehnsucht Geheule. Und Herzbruder wurde mir draußen die
liebesbrünstige Eule, So daß wir uns beide in gleichen Gedanken,
Die Eule und ich, in die Arme sanken.
Max Dauthendey
(1867-1918) (aus: Insichversunkene Lieder im Laub)
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Die Eule ruft,
als lacht ein Narr
Die Eule ruft, als lacht ein Narr Und
rennt starr seinen Kopf an Bäume ein, Und alle Bäume lachen
hinterdrein. Im Mond verwandelt sich gern jeder Stein Und will
gegrüßt sein, und auch angesprochen, Und alle tun, als ob sie
nach dir krochen. Du hörst noch einer Sense schartigen Klang. Ein
später Mäher geht im Mond entlang Und haut ins Gras, hart ohne
Sang.
Max Dauthendey (1867-1918) |
Komm mit Wenn die Eule ruft im Wald,
Komm mit, komm mit, Kommt mein Herzgeliebter bald, Komm
mit, komm mit.
Von dem Walde her es klingt, Komm mit, komm mit,
Steht er da nicht schon und winkt, Komm mit, komm mit?
Was die
Mutter immer spricht, Komm mit, komm mit, Glaub ich ihr noch lange
nicht, Komm mit, komm mit.
Eulenruf bedeutet Tod, Komm mit, komm
mit, Sterb schon fast vor Liebesnot, Komm mit, komm mit.
Hermann Löns (1866-1914) |
Und vom Schälwald her rief der
Waldkauz dem Weibchen zu:
Ahou hu hu hu. Wo büst du, min Fru?
Ahu hu huit, Kumm mit, kumm mit!
De Sunne wad wach, Dann
wast du blind, Kumm schnell, min Kind, Din Dod is de Dag!
Hermann Löns (1866-1914) (aus: Mein grünes
Buch / Ein Pirschtag am Kahnstein) |
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