In einer sternklaren Nacht schwingt ein Laut in der Luft, unheilvoll, meinen die Tiere des Waldes. Nur eine kecke Maus tänzelt alleine durchs Revier. Sie will wissen, wer da die Stille zerreißt und folgt dem durchdringenden Uhu-Huhu-Schrei. Auf einer Lichtung trifft die Maus im fahlen Mondschein einen stattlichen Vogel. Und weil sie sein Abbild schon auf vielen Waldtafeln sah, wusste die Maus sogleich, wer dieser Nachtvogel war und sprach ihn vorsichtig an: "Hallo, Herr Uhu, ich wüsste gern, warum du so schauerlich in die Nacht rufst." Der Uhu drehte seinen Kopf um 270 Grad, bevor sein Blick die Maus traf. "Ach", seufzte der Eulerich und schaukelte dazu bedächtig sein Haupt, bevor er der Maus antwortete: "Der Legende nach, waren wir Eulenmänner vorzeiten vortreffliche Sänger. Bei keinem Sängerwettstreit konnte uns einer der Waldvögel das Wasser reichen. Eines abends wollte die Eulenfrau zur Chorprobe ausfliegen und bat ihren Mann, das Nest und das kostbare Gelege zu hüten. Er versprach es, doch es wurde ihm zu langweilig, und so entschied er sich, einen Gesangsschüler zu besuchen. Kaum hatte der Eulenvater das Nest verlassen, fand ein Kuckuck die wohnliche Behausung und platzierte mittenhinein sein eigenes Ei. Am nächsten Morgen entdeckte die Eulenfrau das fremde Ei und brach einen Streit vom Zaune. In ihrer Rage warf sie den Mann einfach aus dem Nest. Traurig wanderte er fortan durch die Welt und suchte den Missetäter, der sein Unglück verursacht hatte. Und weil die Geschichte aus Amerika stammt, sprach der Eulenherr naturgemäß englisch. In seiner Verzweiflung fragte er zu guter Letzt nur noch ‚Who, who-hu-hu-hu ... ?' (Wer?). Lange fragte er sich durch die Zeit und hat darüber seinen schönen Gesang vergessen und verloren." Die kleine Maus lauscht mit großen, roten Ohren dem alten Uhu, der sich nun räuspert und der Maus zuzwinkert: "Rührselige Geschichte nicht? In Wirklichkeit rufe ich nur meine Eulenfreunde zu einem nächtlichen Plausch. Und nun scher' dich weiter."