Santas gefiederten Helfer Von
Stephanie Streeter
Das ist die
beste Zeit des Tages, dachte die 5-jährige Jenny Harrison, als sie durchs
Wohnzimmer zu ihrem Vater lief. Jenny war fertig gebadet, und ihre Zähne
waren geputzt. Sie war fertig fürs Bett, hatte ihr Nachthemd und ihren
Bademantel an, zusammen mit ihren geliebten Häschenpantoffeln.
Nun, wo dieses ganze "dumme Zeug", wie Jenny es nannte vorüber
war, konnte sie sich auf Papas Schoß kuscheln, während er ihr eine
Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Ihrem Vater zuzuhören, wenn er ihr
Geschichten vorlas, machte diese halbe Stunde vor dem Ins-Bett-gehen zur
schönsten Zeit des Tages für Jenny. Sie liebte es, wie ihr Vater
jeden Charakter der Geschichte mit anderer Stimme sprechen ließ. Er
brachte sie zum Lachen, bis sie mit seinen Tierstimmen nieste, und er machte
ihr sogar ein bisschen Angst, wenn er mit seiner bösen Hexenstimme sprach.
Als sich Jenny an diesem kalten Dezemberabend auf den Schoß ihres
Vaters gesetzt hatte, in der Nähe des schönen warmen Feuers, das im
Kamin brannte, sagte sie: "Daddy, bevor du mir vorliest, möchte ich dich
erst noch was fragen."
"Okay", sagte Mr. Harrison, "es muss sehr
wichtig sein, wenn du deine Stirn so sehr in Falten legst, dass dein Gesicht
wie eine Backpflaume aussieht !"
"Ist es, Daddy",
antwortete Jenny und runzelte ihre Stirn noch mehr, so dass sich die
Augenbrauen über der Nase trafen.
Dann lächelte sie und mit einem kleinen Kichern
meinte sie: "Aber Mommy sagt, wenn ich ernst bin oder ganz doll nachdenke,
sieht meine Stirn wie ein altmodisches Waschbrett aus, nicht wie eine
Backpflaume ! Jedenfalls hat uns heute unsere Lehrerin im Kindergarten
erzählt, dass wir ganz besonders lieb sein müssen, weil bald
Weihnachten ist. Dann hat sie uns ein Lied vorgespielt und in dem Lied
hieß es, dass Santa weiß, ob wir brav oder böse waren, so dass
wir nur ja lieb sein müssen."
"Deine Lehrerin und
das Lied haben recht. Du solltest immer brav sein. Aber es schadet nicht, vor
Weihnachten ganz besonders lieb zu sein," sagte Mr. Harrison.
"Ja, das weiß
ich. Aber ich möchte wissen, wie Santa wissen kann, was jedes Kind tut,
wenn er damit beschäftigt ist, Spielzeuge zu machen und sich um seine
Rentieren kümmern muss. Er hat also keine Zeit, nach mir zu sehen. Also
wer tut es dann ?", fragte Jenny.
Mr. Harrison kratzte
sich am Kinn und versuchte, über eine Antwort nachzudenken, als Jenny und
ihr Vater jemanden hörten, der "Whooo?" sagte.
Beide Harrisons
drehten sich schnell herum und guckten hinter ihren Sessel, aber weder Jenny
noch ihr Vater konnten sehen, wer da sprach.
"Who, wer, in der Tat ?" fragte eine mysteriöse Stimme.
"Daddy, schau mal !" rief Jenny aufgeregt und zeigte auf
das Fenster. "Die große Eule, die in unserem Apfelbaum lebt, spricht mit
uns !"
"Nun, Jenny, die Eule sitzt auf einem Zweig vor unserem
Fenster, aber ich glaube nicht, dass sie mit uns sprechen kann," antwortete ihr
Vater.
"Ich bin anderer Ansicht, Sir," antwortete die Eule mit
sehr wichtig klingender Stimme.
Jenny klatschte vor
Freude in die Hände, während ihr Vater so unbeweglich wie eine Statue
saß. Mr. Harrison war zu überrascht, um sich zu bewegen oder zu
sprechen. Endlich riss er sich zusammen, schüttelte den Kopf und sagte:
"Verflixt. Eine Eule, ein sprechender Uhu !"
"Ganz gewiss, Sir.
Wie jeder deutlich sehen kann, habe ich alles, was zu einer Eule gehört,
Federn, Flügel, Krallen, und, das möchte ich noch hinzufügen,
wunderschöne große gelbe Augen. Und meine Fähigkeit, zu
sprechen, sollte doch wohl offensichtlich sein, da wir seit den letzten paar
Minuten ein Gespräch miteinander führen." antwortete die Eule
selbstgefällig.
"Nachdem wir nun diese belanglosen Dinge klar gestellt
haben," fuhr die Eule fort, "lassen Sie uns zu den wichtigen Dingen kommen,
nämlich der Frage, wer Santa erzählt, ob die Kinder lieb oder
böse waren."
"Ja, oh ja, bitte erzählen Sie es uns, Mr. Eule,"
flehte Jenny.
"Es ist mir eine Freude, junge Lady. Hör ganz genau
zu, denn ich werde dir und deinem Vater etwas über Santas Helfer
erzählen, von dem nur wenige Leute wissen."
"Keine Elfen ?",
unterbrach Jenny die Erzählung der Eule.
"Ganz gewiss keine
Elfen. Nun, wo war ich ? Ach ja, Santas kleine Helfer, und meiner Meinung nach
sind sie viel wichtiger als nur Elfen. Wissen Sie, während Santa, Mrs.
Claus und die Elfen alle damit beschäftigt sind, Spielzeug in ihrer
Werkstatt am Nordpol herzustellen, sind die Eulen überall auf der Welt
damit beschäftigt, zu prüfen, welche Jungen und Mädchen brav
sind und welche böse. Sie erzählen Santa, welche Kinder das ganze
Jahr über nett und hilfsbereit waren, und nicht nur zur Weihnachtszeit."
"Eulen ! Eulen wie du beobachten Kinder wie mich ?" fragte
Jenny.
"Sicherlich nicht wie ich," antwortete die Eule und
plusterte ihr Gefieder auf.. "Uhus sind viel zu beschäftigt damit,
aufzupassen, dass die anderen Eulen das tun, was Eulen tun sollen !"
"Er
muss sehr wichtig sein," flüsterte Jenny ihrem Vater ins Ohr. "Ja, das
denkt er jedenfalls," flüsterte ihr Vater zurück.
"Ahem, ahem," sagte
die Eule und räusperte sich laut. "Wenn ich wieder Ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit habe, werde ich mit meiner Geschichte fortfahren. Die Eulen, die
Santa helfen, indem sie ihm erzählen, welche Kinder Spielzeug verdient
haben, sind immer die kleinen Eulen. Also, die Eule, die Santa über dich
berichtet, Jenny, ist eine rote Kreischeule, die in einer Höhle im
Hickorybaum des Nachbarn wohnt.
"Ich kenne diese
Eule," rief Jenny. "Du kennst sie, Daddy. Wir sehen sie manchmal, wenn wir
nachts am Haus von Mr. und Mrs. Baker vorbeifahren."
Jenny hielt inne und
holte tief Luft. Sie sah der Eule direkt in die großen gelben Augen und
sagte mit zweifelnder Stimme: "Ich weiß nicht, ich kann es nicht glauben,
dass Eulen für Santa die Kinder überprüfen !"
Die Eule plusterte
sich noch einmal auf und antwortete: " Darf ich mal fragen, wer denn besser als
Eulen ? Eulen können besser als Menschen sehen, bei Tag und bei Nacht, so
können wir dich beobachten, egal, welche Zeit es ist. Außerdem
fliegen Eulen absolut lautlos, so dass die Kinder nie wissen, wenn wir ganz
nahe sind. Und natürlich haben Eulen auch eine ausgezeichnetes Gehör,
wir können immer hören, was die Kinder sagen, sogar, wenn sie
flüstern."
"Die Tatsachen sprechen für sich selbst. Eulen sind
perfekt für diesen Job," fuhr die Eule fort, die sich inzwischen zur
doppelten Größe aufgeplustert hatte. "Da wir
außergewöhnliche Vögel sind, bin ich nicht im mindesten
überrascht von Santas Wahl. Schließlich ist er genauso weise wie
eine Eule !"
"Das ist doch nur eine Geschichte," sagte Mr. Harrison."
Jedenfalls kann sie nicht wahr sein, denn Sie sagten, eine Kreischeule wache
über Jenny. Und ich weiß sicher, dass es keine Kreischeulen in... na
sagen wir in Mexiko oder England gibt."
"Nicht wahr ?" fragte die Eule. "Eulen erzählen immer die
Wahrheit. Ich fürchte, guter Mann, Sie machen da einen Fehler, weil Sie
meiner Geschichte nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich darf ihr
Gedächtnis einmal auffrischen, Sie werden sich erinnern, dass ich sagte,
kleine Eulen beobachten die Kinder und berichten ihre Taten an Santa. In Jennys
Fall ist die kleine Eule eine Kreischeule; die Eulen dagegen, die Santa in
Mexico helfen, sind Sperlingskäuze, und seine Helfer in England sind
Steinkäuze. Beide Typen von Eulen sind zwar klein von Statur, aber nicht
in ihren Taten. Habe ich Ihnen diesen Punkt klar gemacht, Sir ?"
"Da
hat er es dir aber gegeben, Daddy," kicherte Jenny. "Ja, hat er," erwiderte Mr.
Harrison. "Ich wette, deswegen wird er eine weise Eule genannt."
"In
der Tat," antworte die Eule zustimmend, während sie feierlich mit dem Kopf
nickte.
Jenny gähnte herzhaft und rieb ich die Augen. Ihr
Vater meinte: "Das war eine lange Gute-Nacht-Geschichte. Du müsstest schon
längst im Bett sein, Süße. Es ist Zeit, dass du schlafen gehst.
Ich wette, deine kleine Kreischeule weiß, dass du heute zu spät ins
Bett gehst und das an einem Schultag."
"Auf jeden Fall,"
bestätigte die Eule mit einem Augenzwinkern.
Jenny gab ihrem
Vater einen Gute-Nacht-Kuss, bedankte sich bei der Eule für die
Beantwortung ihrer Fragen und ging rasch ins Bett. Sie kuschelte sich schnell
in ihre Decke, weil sie sehr, sehr müde war. Wieder gähnte sie,
drehte sich herum und schaute zum Fenster, bevor sie die Augen schloss. Sie
blinzelte und schaute noch mal hinaus; dort vor ihrem Fenster saß der Uhu
!
"Mr. Eule," sagte Jenny überrascht, " Was machen Sie
hier ? Ich dachte, die kleine rote Kreischeule soll mich beobachten."
"Das tut sie, mein liebes Kind. Aber weißt du, sie
ist sehr schüchtern und sie möchte, dass ich dir sage, dass sie sehr
froh ist, dass du eines von ihren Kindern bist. Du warst sehr brav und nett und
rücksichtsvoll und nichts macht sie glücklicher als mit einem guten
Bericht über eines ihrer Kinder zum Nordpol zu Santa zu fliegen."
"Wie schön," seufzte Jenny, während sie in den
Schlaf fiel.
"Genau," antwortete die Eule und flog hinaus in die Nacht.
The
End
Ich bedanke mich herzlich
bei Stephanie Streeter vom Delaware Valley Raptor Center für die Erlaubnis,
ihre Weihnachtsgeschichte zu übersetzen und auf diese Seiten zu
übernehmen ! |