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Im Gegensatz zu allen
übrigen mitteleuropäischen Eulenarten, die zur Familie der Ohreulen
und Käuze (Strigidae) zählen, gehört die Schleiereule, mit etwa
16 weiteren Arten der Erde, auf Grund einiger anatomischer Unterschiede, zur
Familie der Schleiereulen (Tytonidae).
Kennzeichen:
Größe 33 - 38 cm. Spannweite 90 - 98 cm. Gewicht: Männchen 290
- 340 g, Weibchen 310 - 370 g. Heller, herzförmiger Gesichtsschleier,
keine Federohren. Relativ kleine, dunkle Augen. Langbeinig. Lauf im unteren
Teil nur schütter befiedert, Zehen beborstet. Eule wirkt im Fluge sehr
hell, langhalsig und kurzschwänzig. Oberseits vorwiegend grau mit
weißen Sprenkeln und Ockertönen. Unterseitenfärbung variiert
zwischen den beiden in Mitteleuropa vorkommenden Unterarten; reinweiß im
westlichen Mittel-, West- und Südeuropa (Mischzone längs des
Oberrheins) bei Tyto a. alba, gelborange in Nord-, Ost- und dem
restlichen Mitteleuropa bei Tyto a. guttata.
Verbreitung: Unsere Schleiereule ist in mehr als 30
Unterarten weltweit verbreitet, wobei aber sowohl über die
Artzugehörigkeit der amerikanischen Formen, als auch der tropischen und
subtropischen Inselformen noch endgültige, molekularbiologische
Untersuchungen ausstehen. In Europa kommt die Schleiereule nordwärts bis
Dänemark und Schottland vor. In Mitteleuropa bevorzugt sie vornehmlich das
Tiefland (selten über 600 m), da sie im Winter als Standvogel das Klima
höherer Lagen kaum überstehen könnte
Bestand: Starke Bestandsschwankungen, dürfte in
Mitteleuropa mit etwa 14 000 bis 22 000 Brutpaaren vertreten sein. Doch ist ein
stetiger Bestandsrückgang zu verzeichnen.
Lebensraum: Offenes Gelände mit Hecken, Rainen und
kleinen Gewässern sowie Siedlungsgebieten. Als Kulturfolger sehr eng an
den Menschen angeschlossen.
Stimme: Langgezogenes
Kreischen "chrüh-ü-ü-hü" (auch im Flug), wird auch vom
Männchen als Revierruf geäußert. Warnrufe sind ein schnelles
"kraich-kraich", dazu Fauchen und Schnabelknappen. Jungvögel lassen ein
schwer zu beschreibendes "Drohrauschen" und "Bettelschnarchen" vernehmen.
Nahrung: Fast ausschließlich Kleinsäuger, in
erster Linie die Feldmaus. Dazu Spitz-, Wald-, Erd- und Schermäuse sowie
Ratten. Daneben Vögel, Amphibien und Großinsekten.
Brut: Wird Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif.
Meist monogame Dauerehe. Das Weibchen wählt den Brutplatz: geräumige,
dunkle und störungsfreie Brutnischen in Scheunen, Kirchtürmen,
Taubenschlägen, auf Dachböden etc. Optimal angebrachte
Nistkästen werden gerne angenommen, ein bis zwei Jahresbruten von Aprii
bis September. 4 - 7 Eier. Legeabstand 2 Tage. Brutdauer 30 - 34 Tage.
Frischgeschlüpfte Küken wiegen etwa 14 g. Im Alter von 40 Tagen
beginnen die Jungen herumzuflattern, verlassen den Brutplatz aber erst nach 2
Monaten. Die Sterblichkeit ist im ersten Jahr mit 70 %
verhältnismäßig hoch. Liegt im zweiten Jahr noch bei 50 %. Nur
wenige unserer Schleiereulen werden älter als vier Jahre. Trotzdem war der
älteste beringte Vogel in freier Natur 22 Jahre alt. |