Kalender 2004 - Oktober

Die Schleiereule

Tyto alba - Englisch: Barn Owl - Französisch: Chouette effraie

Im Gegensatz zu allen übrigen mitteleuropäischen Eulenarten, die zur Familie der Ohreulen und Käuze (Strigidae) zählen, gehört die Schleiereule, mit etwa 16 weiteren Arten der Erde, auf Grund einiger anatomischer Unterschiede, zur Familie der Schleiereulen (Tytonidae).

Kennzeichen: Größe 33 - 38 cm. Spannweite 90 - 98 cm. Gewicht: Männchen 290 - 340 g, Weibchen 310 - 370 g. Heller, herzförmiger Gesichtsschleier, keine Federohren. Relativ kleine, dunkle Augen. Langbeinig. Lauf im unteren Teil nur schütter befiedert, Zehen beborstet. Eule wirkt im Fluge sehr hell, langhalsig und kurzschwänzig. Oberseits vorwiegend grau mit weißen Sprenkeln und Ockertönen. Unterseitenfärbung variiert zwischen den beiden in Mitteleuropa vorkommenden Unterarten; reinweiß im westlichen Mittel-, West- und Südeuropa (Mischzone längs des Oberrheins) bei Tyto a. alba, gelborange in Nord-, Ost- und dem restlichen Mitteleuropa bei Tyto a. guttata.

Verbreitung: Unsere Schleiereule ist in mehr als 30 Unterarten weltweit verbreitet, wobei aber sowohl über die Artzugehörigkeit der amerikanischen Formen, als auch der tropischen und subtropischen Inselformen noch endgültige, molekularbiologische Untersuchungen ausstehen. In Europa kommt die Schleiereule nordwärts bis Dänemark und Schottland vor. In Mitteleuropa bevorzugt sie vornehmlich das Tiefland (selten über 600 m), da sie im Winter als Standvogel das Klima höherer Lagen kaum überstehen könnte

Bestand: Starke Bestandsschwankungen, dürfte in Mitteleuropa mit etwa 14 000 bis 22 000 Brutpaaren vertreten sein. Doch ist ein stetiger Bestandsrückgang zu verzeichnen.

Lebensraum: Offenes Gelände mit Hecken, Rainen und kleinen Gewässern sowie Siedlungsgebieten. Als Kulturfolger sehr eng an den Menschen angeschlossen.

Stimme: Langgezogenes Kreischen "chrüh-ü-ü-hü" (auch im Flug), wird auch vom Männchen als Revierruf geäußert. Warnrufe sind ein schnelles "kraich-kraich", dazu Fauchen und Schnabelknappen. Jungvögel lassen ein schwer zu beschreibendes "Drohrauschen" und "Bettelschnarchen" vernehmen.

Nahrung: Fast ausschließlich Kleinsäuger, in erster Linie die Feldmaus. Dazu Spitz-, Wald-, Erd- und Schermäuse sowie Ratten. Daneben Vögel, Amphibien und Großinsekten.

Brut: Wird Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif. Meist monogame Dauerehe. Das Weibchen wählt den Brutplatz: geräumige, dunkle und störungsfreie Brutnischen in Scheunen, Kirchtürmen, Taubenschlägen, auf Dachböden etc. Optimal angebrachte Nistkästen werden gerne angenommen, ein bis zwei Jahresbruten von Aprii bis September. 4 - 7 Eier. Legeabstand 2 Tage. Brutdauer 30 - 34 Tage. Frischgeschlüpfte Küken wiegen etwa 14 g. Im Alter von 40 Tagen beginnen die Jungen herumzuflattern, verlassen den Brutplatz aber erst nach 2 Monaten. Die Sterblichkeit ist im ersten Jahr mit 70 % verhältnismäßig hoch. Liegt im zweiten Jahr noch bei 50 %. Nur wenige unserer Schleiereulen werden älter als vier Jahre. Trotzdem war der älteste beringte Vogel in freier Natur 22 Jahre alt.