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Kauzige Sprachentwicklung

Von Burkhard Paul Warnke


Vor langer Zeit - keiner weiß mehr, wann es gewesen ist - kam es unter den Tieren und Menschen unverhofft zu einem Streit darüber, wer wohl der Größte von allen sei.

"Ich!", brüllte der Löwe. "Denn ich verteidige das Revier. Mein Organisationstalent und mein ausgeprägtes Sozialverhalten sind geradezu vorbildlich. Deshalb bin ich der Größte." "Das ich nicht lache", schnatterte die Gans, die soeben dabei war, sich das Federkleid zu putzen. "Ich bin der beste Wächter und fliege über 2000 Kilometer, wenn's sein muss, um in wärmere Gefilde zu gelangen. Das macht mir keiner nach." "Wer sich dermaßen anstrengen muss", grunzte das Schwein, "der kann unmöglich der Größte sein. Bin ich es nicht, der von Essensresten sich ernährt und im Notfall auch übelste Abfälle nicht verschmäht? Wer ökonomisch handelt wie ich, der ist automatisch der Größte." "Der Größte bin ich!", wieherte das Pferd temperamentvoll. Und so ging es unermüdlich weiter, denn jeder wollte der beste und Größte sein, ebenso der Mensch, der in Anspruch nahm, die Krone der Schöpfung zu sein.

"Schnapp,schnapp", machte das Krokodil, das extra vom Nil angereist war. "Alle Anwesenden hier haben sich bisher zu Wort gemeldet, nur die Eule nicht. Ich warne euch! Ihr kann man nicht trauen." "Bravo!", schrie da der Mensch. "Nicht umsonst zieht sie es vor, nicht an der Diskussion teilzunehmen, denn wäre sie ehrlich, würde sie ihre Meinung sagen." "So ist es", brummte der Bär. "Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir in Streit geraten sind. Sie ist schuld an allem!" "Sehr richtig, da gibt es keinen Zweifel", pflichtete der Mensch bei, "ist sie doch das gemeinste und hinterlistigste Geschöpf unter der Sonne. Sie scheut den Tag, weil sie viel auf dem Kerbholz hat. Tagsüber kann sie sich deswegen nirgendwo sehen lassen und verkriecht sich lieber in der Dunkelheit der Nacht." Endlich hatten alle ihren gemeinsamen Feind gefunden, was sie wieder zusammenschmiedete. "Die Eule ist schuld an allem!" schrie jeder wie besessen.

Daraufhin wollte die Eule sich gegen die bösen Angriffe verteidigen, ihre Unschuld beteuern, presste jedoch nur ein "Uuuuhhh" oder so ähnlich aus der Kehle heraus, da sie bereits von der aufgebrachten Menge bedroht wurde. Sie zog es vor, sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Also, der Eule gelang es somit nicht mehr, uns etwas mitzuteilen. Im Laufe der Zeit aber ist das durchgesickert, was sie uns sagen wollte:





"Unmöglich!" wollte die Eule sagen.
"Der Streit, der liegt mir schwer im Magen.
Wer größer sein will als wir alle,
der tappt in seine Hochmutsfalle,
der ist für mich recht überheblich,
für die Gemeinschaft unerträglich.
Besinnt euch auf die alten Werte,
auf's Sanfte, nicht auf Bosheit - Härte.
Denn fruchtbar mögen wir nur werden,
wenn Frieden herrscht auf dieser Erden.
Schickt ihr mich fort, so soll es sein,
dann bleib ich fürderhin allein,
so lange, bis ihr euch besinnet,
neu, ohne Hass und Streit beginnet."

Bedauerlicherweise wartet die Eule bis heute vergeblich auf Frieden. Das "Uuuuhhh" aber, das ihr sprichwörtlich im Halse stecken blieb, wurde von den Artgenossen aufgegriffen und zu einer Sprache weiterentwickelt, die bis in die feinsten Lautverästelungen hienein für die Vögel der Nacht aktuell geblieben ist.




© Copyright: Burkhard Paul Warnke (2006).

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